Chinas Reste-Rampe – Der lange Abschied von Sandaoling

oder

Das Wunder von Sandaoling

Winter-Dampf in China: Sandaoling

Echter Winterdampf in China: 8. –17.12.2017

Im Reiseplan für den Februar 2017 schrieb ich, dass ich garantiere, dass Dampf in Sandaoling 2018 nicht mehr da sein wird, sollte nicht ein Wunder geschehen. Und genau das ist passiert, das Wunder von Sandaoling. Die Trägheitskräfte haben die Oberhand gewonnen: Die Dampfeisenbahn bleibt in Betrieb, bis mindestens 2018, man spricht mittlerweile sogar von 2019.

Die Lokomotiven wurden nach dieser Entscheidung deutlich vorsichtiger gefahren, kaum noch Schleudern, kaum noch Funkenkanonaden, keine Gewaltanfahrten mehr. Und die Zahl der Loks im Tagebau wurde auf drei reduziert. Aber wichtig ist: es geht weiter, sowohl im Tagebau als auch in Nanzhan. Dort wurde die Untertagemine Yijing geschlossen, nachdem sie schon in den letzten Jahren wenig produktiv war.

Winter-Dampf in China: Sandaoling

Man hat zwei weitere Lokomotiven aus dem Abstellbereich geholt und bereitet sie auf ein längeres Dienstleben vor. Die Kessel erhalten nach einer Kesseldruckprobe eine Fristverlängerung, teilweise werden die Radreifen überdreht. Es ist also wieder Leben im Ausbesserungswerk!

Dennoch, die Frage ist nicht, ob, sondern nur noch wann der letzte Brüller einer Dampflok im Echteinsatz verhallen wird. Und das machen die Loks in Sandaoling ganz besonders gut: gegen den Berg anbrüllen.

Über die letzten Einsätze in Sandaoling veröffentlichte die BahnEpoche in Ihrer Frühjahrsausgabe 2017 eine Galerie.

Winter-Dampf in China: Sandaoling

Das Heft kann man hier erwerben: http://www.vgbahn.de/bahnepoche.php4

Die Verschubdienste von einigen noch verbliebenen Dampflokomotiven in abgelegenen oder völlig unzugänglichen Industriebahnhöfen mit den wenigen Übergaben durch vollverkabelte Landschaften und Industriebrachen einer siechen Kohle- und Stahlindustrie sind weder fotografisch reizvoll noch lassen sie den Zauber der guten alten Dampflokzeit wieder aufleben. Dort, wo museal Dampf betrieben wird, schaudert es den Fotografen über so viel Disneyland.

Sandaoling, was es derzeit noch zu erleben gibt, ist von einem ganz anderen Kaliber. Die letzte Hochburg des Echtdampfbetriebes lohnt auch noch die weiteste Anreise.

In Sandaoling gibt es von der Verladeanlage unten im Tagebau zur Entladeanlage eine lange Rampe zu bezwingen, auf der die 1’D1’-Lokomotiven der Klasse JS an ihrer Leistungsgrenze ausgefahren werden. Und die liegt in der Größenordnung über der deutschen 44er, dementsprechend „krachig“ geht es dabei zu.

Ob diese nun die wirklich allerletzte Reise ins Reich der Mitte werden wird, sei dahingestellt, Überraschungen gibt es immer wieder. Aber diese können auch von der unliebsamen Art sein: nämlich, dass Sandaoling bereits vor unserer Reise den Dampfbetrieb aufgeben könnte. Deswegen werdne wir die Flüge auch erst sehr kurz vor der Reise buchen.

Egal, ob das Ihre erste Fahrt in Sachen Dampf nach China wird oder Sie einfach nur eine Abschiedstour planen, jeder, der dabei ist, wird mit guten Ergebnissen und tollen Erlebnissen wieder nach Hause fahren.

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Reiseplan

Datum

Reiseplan

8.12.

Flug nach Peking (Beijing)

9.12.

Ankunft in Beijing bis 15 Uhr, Übernachtung in Peking und Weiterflug am nächsten Morgen nach Hami

10.12. bis 15.12.

Inlandsflug nach Hami, Charterbus nach Sandaoling. Dort werden wir unser Hotel beziehen und dann zur Tat schreiten: zu den Dampflokomotiven im Tagebau und auf der wüstenartigen Strecke von Nanzhan zur Untertagemine in Erjing.

16.12.

Heute ist es an der Zeit, dem Echtdampfbetrieb in China Lebewohl zu sagen. Wir kehren von Sandaoling via Hami zurück nach Beijing. Shuttlebus zu einem Hotel in Flughafennähe.

17.12.

Mit dem Shuttlebus des Hotels individuelle Fahrt zum Flughafen und Rückflug nach Europa, wo man am selben Abend ankommt.

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Streckenbeschreibungen

Wir befinden uns am Ende der Epoche dampfbetriebener Züge. Eine Garantie für den Dampfeinsatz auf einer bestimmten Strecke kann daher niemand geben. Man muss heute überall damit rechnen, dass man zu spät für den letzten Seufzer (in unserem Falle wohl eher dem letzten Brüller) einer Dampflok ist.

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Sandaoling ist der letzte Hotspot der Dampftraktion mit wahrscheinlich sieben bis neun Maschinen im täglichen Einsatz. Die Abraumzüge gibt es nicht mehr. Auch die Hoffnungen, dass die neue Strecke zur neuen Untertagemine mit Dampf befahren werden würde, haben sich nach einigen Testzügen mit Dampf und Diesel zerschlagen. Aber es gibt sie noch, die Kohlezüge aus dem Tagebau heraus. Die Züge zur Untertagemine Erjing fahren ebenfalls überwiegend noch mit Dampf. Dabei kann es auch zu Zügen mit Zug- und Schiebelok kommen. In der mondartigen Landschaft gibt es sehr viel zu sehen und zu fotografieren. Die Tage, die wir für den Tagebau geplant haben, werden auf keinen Fall langweilig. Es ist eher damit zu rechnen, dass Sie selbst am letzten Tag noch immer neue Motive entdecken werden.

Die Kohlezüge aus dem Tagebau zur Entladeanlage werden meist Schornstein voran gezogen. Wenn alles funktioniert, wie es soll, kann man etwa jede Stunde, manchmal sogar alle halbe Stunde einen Zug erwarten, der die einige Kilometer lange Steigung aus dem Tagebau hinaufdonnert. Die Strecke ist zweigleisig. An einigen Stellen kann man schöne Sonnenuntergangsbilder einfangen während der Sonnenaufgang wohl am besten in Dongbolizahn erlebt werden kann. Auf der Dezemberreise 2016 war der Zugverkehr teilweise dichter, als auf der Rampe von Zhongwei das heißt, dass man zwischen zwei bergfahrenden Zügen kaum genug Zeit hatte, den Standpunkt zu wechseln.

Winter-Dampf in China: Sandaoling

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Der Besuch der Werkstatt wurde 2016 und 2017 wieder erlaubt. Wer das Ausbesserungswerk besichtigen möchte muss den Eintritt von ca. 150 Yuan (Preis im Februar 2017, kann sich ändern) vor Ort direkt entrichten. Das AW führt keine großen Untersuchungen mehr aus, sondern nur noch Bedarfsinstandsetzungen und Fristarbeiten wie das Auswaschen von Kesseln. Im Tagebau befinden sich mehrere Überwachungskameras, daher ist von ungenehmigten Besuchen abzuraten. Aber auf der Seite, auf der sich die Kohlezüge aus dem Tagebau herausarbeiten, darf man bis zum ersten Bahnhof vor der Verladestation hinunter laufen – und hier gibt es etliche Motive. Es war bei unserem letzten Besuch im Dezember 2016 auch festzustellen, dass die Überwachung von Fotografen deutlich laxer gehandhabt wird, als bei früheren Besuchen. Offensichtlich baut man in der Krise, den die ganze Kohlewirtschaft in China heimgesucht hat, Personal ab – auch Wachpersonal. Allerdings, als eine Gruppe von Eisenbahnfotografen, die mit dem Ende unserer Dezember-Tour den Tagebau besuchte und dabei kurz vor fahrenden Zügen über die Gleise rannte, wurde mit einem Großaufgebot von Polizisten der Bahnhof Dongbolizhan und die Grube von Fotografen „bereinigt“. Im Februar 2017 hatten wir wieder freie Motivauswahl; man sollte sich dennoch so verhalten, dass es keinen Anlass zu Beschwerden gibt und auf keinen Fall im Profil sich nähernder Züge herumlaufen!

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Anmerkungen

Die Reise würde im Frühjahr 2017 geplant. Obwohl bis zu unserer Reise nur noch wenige Monate liegen, ist nichts sicher oder garantiert. Möglicherweise wird Sandaoling trotz gegenteiliger Aussagen und Versicherungen den Dampfbetrieb vor unserem Eintreffen beenden. Wir werden dann eine Alternative anbieten, aber viel gibt es nicht mehr. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass wir am Ende eines Zeitalters (Industrie ohne x Punkt Null) nach China reisen, und es daher keine Garantien geben kann.

Die Reise ist für ambitionierte Fotografen und Videografen geplant. Wir werden Essenszeiten den Fotoaktivitäten anpassen und nicht umgekehrt. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, kann eine Mahlzeit sogar ganz ausfallen und wird durch Snacks, die unvermeidliche Instant-Nudelsuppe oder Obst ersetzt.

Wir werden auch Nachtaufnahmen machen, daher sei die Mitnahme eines standfesten Stativs dringend empfohlen.

Unser Hotel in Sandaoling kann sich nicht mit den Hotels in Mitteeuropa messen, die Ausstattung ist eher dürftig. Das Hotel in Beijing ist voll ausgestattet, aber um die Kosten halbwegs im Zaun zu halten, haben wir ein Hotel mit recht kleinen Zimmern gewählt. Eine warme Dusche und ein Bad mir europäischer Toilette sind aber in jedem der von uns gebuchten Hotels selbstverständlich. Einzelzimmer sind gegen Aufpreis buchbar. Einzelzimmer sind bei Nachtzugfahrten nicht erhältlich.

Winter-Dampf in China: Sandaoling

Winter-Dampf in China: Sandaoling

Der Temperaturbereich in Sandaoling reicht von minus 20 Grad (möglich, aber unwahrscheinlich) bis plus 10 Grad. Wir erwarten Temperaturen eher im Bereich von Minus zehn am frühen Morgen bis plus 5 am Nachmittag. Winterkleidung ist daher erforderlich, man kann auch Taschenöfen mitnehmen. Die Fototechnik hat selten Probleme mit den Temperaturen. Was eher Probleme bereiten könnte, sind die Batterien. Diese sollte man bei Nichtgebrauch einfach herausnehmen und in die Hosentasche stecken.

Das elektrische System in China ist mit dem europäischen kompatibel (230 V, 50 Hz). Manchmal benötigt man einen Adapter für die Steckdosen. Der Mobilfunkstandard entspricht dem mitteleuropäischen, der Taschenfernsprechapparat („Handy“) von zu Hause funktioniert also auch in China, wobei jedoch hohe Roaminggebühren anfallen.

Die Reise ist speziell für Foto- und Videografen konzipiert. Es geht um das Erzielen guter Ergebnisse in diesem Bereich, also nicht um die Erkundung der einheimischen Küche, Karaoke-Bars oder Nachtclubs. Die Preise beinhalten Vollpension, wobei auf Grund des Zuschnitts der Reise das Mittag häufig als abgepacktes Essen gereicht werden muss. Dafür geht es am Abend oft um so kulinarischer zu. Das (in China kaum empfehlenswerte) Frühstück wird je nach Situation geplant. Es wird nicht im Hotel eingenommen, da zu den Zeiten, wenn Hotels Frühstück servieren, die besten Lichtverhältnisse herrschen. Unser Hotel in Sandaoling hat nicht einmal Frühstück im Angebot, aber es gibt gleich um die Ecke ein entsprechendes Restaurant. Getränke sind nicht Bestandteil des Reisepreises. Man sollte einen gewissen Grad an Fitness haben. Die Tagebausohle ist nur zu Fuß erreichen – und wer hinein läuft, muss auch irgendwann wieder den steilen Aufstieg bewältigen, um hinaus zu kommen. Es kann in dieser Gegend sehr staubig sein.

Bitte beachten Sie, dass die Hotels, Busse, Züge, eigentlich alles, was uns begegnen wird, keinesfalls EU-konform sind. Deshalb reisen wir ja gerade dorthin. Wir werden in ein Land reisen, in dem Umwelt- und Unfallschutz nahezu unbekannt sind. Es sei ausdrücklich auf die Gefahren hingewiesen, die durch die Benutzung und den Aufenthalt in der Nähe von Eisenbahnen entstehen können. Der Abschluss einer Auslands-Unfallversicherung und der ohnehin wichtigen Auslandskrankenversicherung (nur zehn Euro für ein ganzes Jahr Schutz!) wird empfohlen. FarRail Tours haftet in keinem Fall für Unfälle jeglicher Art, Schäden, Verluste, Diebstahl oder Unannehmlichkeiten, Mehrkosten etc., die z. B. aus notwendigen Umbuchungen oder Verspätungen einzelner Verkehrsträger entstehen können. Wir empfehlen auch den Abschluss einer Reisekostenrücktrittsversicherung. Auf der Buchungsseite finden Sie einen Link dazu.

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Preis

China
Chinas Reste-Rampe - Der lange Abschied von Sandaoling 14 bis 22 Teilnehmer 2.560 Euro
08.12.2017 – 17.12.2017 7 bis 13 Teilnehmer 2.720 Euro
  Einzelzimmerzuschlag 260 Euro
Anmeldeschluss: 08.11.2017

Der Preis beinhaltet:

Nicht enthalten sind:

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